Ich bin ehrlich: Seit ich das erste Mal von Sebastian Schmidt las und in seine Videos geschaut hatte, hatte es mich gepackt. Flipped Classroom? Das hörte sich unheimlich spannend an! Als ich ihn dann bei der Didacta 2019 nach seinem Vortrag persönlich traf, war es um mich geschehen: Der Flipped Classroom war auf meiner persönlichen Wunschliste für den Unterricht ganz oben gelandet.

Ich wollte endlich mit einer Lerngruppe in den Flipped Classroom gehen. Nicht nur mal ein paar Stunden, sondern so richtig. Über einen längeren Zeitraum. Und vor allem interessierte es mich, wie der Effekt auf den Lernprozess ist. Nun hat sich in diesem Schuljahr die Möglichkeit ergeben und ich habe die Chance ergriffen: In meinem Q3-Mathe-Grundkurs.

Nun gut, „ich habe die Chance ergriffen“ ist definitiv falsch ausgedrückt. Ich habe die Chance zusammen mit meinem Grundkurs ergriffen. Alleingänge finde ich in so einem Prozess schwierig. Denn nicht nur meine Lerngruppe, auch ich möchte in diesem Ausprobieren und Ausloten ja etwas lernen. Von daher war es mir wichtig, meinen Kurs von Anfang an mit ins Boot zu holen. So konnten wir im Austausch bleiben und alles gut zu reflektieren.

Was bedeutet eigentlich Flipped Classroom?

Flipped Classroom bedeutet wortwörtlich „umgekehrter Klassenraum“. Das trifft es auch ganz gut: Wenn üblicherweise neue Inhalte im Unterricht besprochen werden, um sie zu Hause zu üben, wird der Prozess im Flipped Classroom umgedreht: Zu Hause werden neue Inhalte erarbeitet, im Unterricht werden diese vertieft, diskutiert und geübt. Gerade im Fach Mathematik habe ich häufig das Gefühl, dass viel zu wenig Übungszeit vorhanden ist. Die Übungen nach Hause zu verlagern, hat gewissermaßen Tradition. Doch ist es günstig, bei Fragen keinen Ansprechpartner an der Seite zu haben? Da wird aus der Übungszeit schnell ein frustriertes Aufgeben. Aus diesem Grund hat es mich schon lange gereizt, mich am Flipped Classroom zu probieren.

Offene Worte sind das A und O

Das erste, was ich getan habe, war ein offenes Gespräch mit meinem Kurs zu führen. Darin habe ich erklärt, was ich gerne zusammen mit ihnen ausprobieren würde. Ich habe auch betont, dass der Prozess völlig ergebnisoffen ist und ich regelmäßig nach Feedback fragen werde, aber auch jederzeit direkt Kritik, Lob oder Fragen an mich gerichtet werden können. Ganz wichtig ist auch, zu erklären, dass sich beim Konzept des Flipped Classroom nicht erledigte Hausaufgaben unmittelbar auf die Leistung im Unterricht und damit auf die Noten im Unterricht auswirken können. Denn es ist ja so: Wer die Hausaufgaben nicht erledigt, kann sich im Unterrichtsgeschehen nicht so gut beteiligen wie vorbereitete Schüler.

Wie sehen die Hausaufgaben aus?

Ich stelle meinem Kurs Erklärvideos zur Verfügung. Um aus dem reinen Konsumieren herauszukommen, hinterlege ich die Videos auf meiner Website noch mit H5P-Inhalten: Die Erklärvideos werden mittendrin mit interaktiven Übungen ausgestattet, z.B. Lückentexte, Multiple Choice- und Zuordnungsaufgaben. Das führt dazu, dass die Videos intensiver angeschaut werden, denn für die Lösung der integrierten Aufgaben muss man vorher halt aufgepasst haben. Ich versuche die Zeit, die für die Vorbereitung aufgewendet werden muss, auf maximal 10 Minuten zu beschränken. Mal sind es ein paar Minuten weniger, selten mehr.

Wie ich die Videos organisiere

Ich habe mir extra für diesen Zweck einen eigenen YouTube-Kanal erstellt, auf dem ich alle meine Videos zur Verfügung stelle. Ich habe eine Weile überlegt und mich dann entschieden, den Kanal öffentlich und die Ergebnisse auffindbar zu machen. Dafür achte ich darauf, Kommentare immer von mir freischalten zu lassen – nur so kann ich dafür sorgen, dass alles frei von Spam bleibt. Das ist mir sehr wichtig.

Ich werde dir in den folgenden Beiträgen über den Weg meines Grundkurses und mir im Flipped Classroom-Konzept berichten. Dabei werde ich dabei auf Fallstricke, Anpassungen im Vorgehen und Feedback eingehen. Hast du schon vom Flipped Classroom gehört oder es sogar schon ausprobiert? Ich freue mich auf deinen Kommentar

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