Heute geht es mit meinem dritten Beitrag zur Harkness-Methode weiter, nachdem ich die Methode in Teil 1 und in Teil 2 mögliche Aufgaben mit ihrer Funktion und ihren Hürden vorgestellt habe. Wer nicht weiß, wovon ich rede, kann sich gerne nochmal meine ersten beiden Beiträge zu Harkness anschauen. In diesem Beitrag möchte ich mich etwas näher mit der Rolle der Lehrkraft in dieser Methode beschäftigen und dir davon erzählen, wie ich den Prozess begleite. 

Man könnte denken, dass man sich als Lehrkraft da einfach zurücklegen kann, doch so einfach ist das nicht. Also beleuchte ich meine Rolle in der Methode hier mal etwas genauer.

Vorbereitung des Unterrichtssettings

In den ersten Durchführungen der Harkness-Methode ist die aufmerksame Begleitung des Prozesses wichtig. Besonders das Einhalten und Durchsetzen der Regeln muss von der Gruppe erst eingeübt werden. Damit ein echter Gruppenprozess entsteht, muss der Gruppe bewusst sein, dass das, was im Unterricht häufig beobachtbar ist, hier nicht erwünscht ist: Nämlich, dass ein paar wenige die Kontrolle übernehmen und alles regeln, während der Rest zuhört (oder auch nicht). Dass das nicht passiert, ist Aufgabe der gesamten Gruppe, indem immer wieder Einzelpersonen aufgefordert werden, sich zu äußern. Das kann durch die Lehrkraft oder die Mitschüler:innen geschehen.

Wichtig ist, zu verstehen, dass selbst eine Zustimmung, eine Nachfrage oder eine andere Meinung ein aktives und wertvolles Einbringen in den Prozess bedeutet. Eine positive Fehlerkultur ist mit die Grundlage, die zum Gelingen führt. Fehler sind Helfer und dürfen und sollen gemacht werden. Durch sie lernen wir.

Im Prozess selbst hilft es anfangs sehr, die Regeln dauerhaft zu projizieren. 

Verhalten der Lehrkraft

Wir müssen uns als Lehrkraft von einem Verhalten  verabschieden, das wir häufig fast schon automatisch zeigen: Wir wollen helfen, unterstützen, Fragen beantworten, für Verständnis sorgen, falsche Gedankengänge oder Fehler geradebiegen. Aber das dürfen wir nicht. Jedenfalls nicht direkt. Wir sitzen am besten unsichtbar am Rand, reagieren nicht auf fragende Blicke, sondern lassen die Gruppe selbst den Prozess gestalten und die Lösung des Problems finden.

Das kann direkt funktionieren oder über Irrwege führen. Vielleicht kommt es auch irgendwann zum Stillstand und erstmal passiert nichts. All das müssen wir aushalten. Wenn über einen langen Zeitraum (!) nichts geht und die Gruppe ahnungslos zurückbleibt oder eine Diskussion nicht voranschreitet, können kleine Impulse gesetzt werden. Ich habe beispielsweise mal eine Skizze angezeichnet, ohne aber etwas dazu zu sagen. Auch Impulsfragen sind natürlich möglich. 

Papier und Stift raus!

Um sich am Ende einen Überblick über den Prozess machen und die Mitarbeit der einzelnen Schüler:innen einschätzen zu können, ist es für mich unheimlich wichtig, mir Notizen anzufertigen. Auf meinem Papier landen die Namen der Schüler:innen, wie oft und wie sie sich eingebracht haben. Auch die Qualität der Beiträge markiere ich mir häufig mit einem + oder *. Gleichzeitig notiere ich mir Dinge, die ich nach der Phase nochmal im Plenum besprechen möchte. Das können geäußerte Gedankengänge sein, aufgeworfene Fragen, Fehler oder oder oder. All das sind Dinge, die ich nochmal thematisiere, wenn die Harkness-Gruppenarbeitsphase beendet ist.

Reflexion und Feedback

Nachdem die Arbeitsphase beendet ist, die Lösung an der Tafel steht und alle Fragen geklärt sind, beginnt ein Reflexions- und Feedbackprozess. Die Gruppe reflektiert den Gruppenprozess anhand der bekannten Regeln. Sie finden und benennen Stolpersteine und besprechen gemeinsam, was sie bei der nächsten Durchführung anders oder besser machen können. Die Lehrkraft initiiert die Reflexion und stellt Impulsfragen anhand der Beobachtungen und Regeln. Danach gibt die Lehrkraft nochmal konkret Feedback aus ihrer eigenen Sicht und spiegelt der Gruppe ihre Beobachtungen. 

Im besten Fall wird das Feedback und die Reflexion von einem der Lernenden protokolliert, so dass man bei der nächsten Durchführung mit Harkness darauf zurückgreifen kann. So wird die Arbeitsweise zu einem Prozess, der sich stetig verbessern und anpassen kann.

Ein Thema, dass vom ersten Beitrag an immer wieder aufgetaucht ist, ist der Umgang mit ruhigen Schüler:innen bei Arbeitsphasen mit Harkness. Darum soll es im vierten und letzten Beitrag zum Thema gehen. Ich freue mich über dein Feedback oder deine Fragen!

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